Liebe Gemeinde,

heute ist der „Tag der Enthauptung Johannes des Täufers“. Von dieser Enthauptung haben wir gerade in der Lesung gehört. Grausam diese Geschichte. Schaurig und makaber. Auch und gerade weil so anschaulich berichtet wird. Als Film vermutlich erst FSK 16.

„Tag der Enthauptung Johannes des Täufers“ – dieser Gedenktag wurde erst vor ein paar Jahren wieder in die Reihe der evangelischen Gedenktage aufgenommen und Sie fragen sich nun vielleicht, warum denn das?!

Das hört sich ja zunächst auch mal sehr skurril an so einem Ereignis zu gedenken. Ich finde es jedoch sinnvoll und wichtig, auch diesen Gedenktag zu haben. Es ist zum einen wichtig, dass wir nicht vergessen, dass Menschen damals gelitten haben, weil sie sich zu Jesus Christus gehalten haben.

Und es ist zum anderen wichtig, vielleicht sogar noch wichtiger, dass wir die Menschen nicht vergessen, die heute leiden und Grausames durchmachen, weil sie Jesus Christus nachfolgen. Auch wenn es bei uns hier Gott sei Dank nicht so ist, müssen wir mit dem Blick in die weltweite Kirche festhalten:

Rund 309 Millionen Christen sind aufgrund ihres Glaubens und ihres Bekenntnisses zu Jesus Christus einem sehr hohen bis extremen Maß an Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Das ist eine wahnsinnig hohe Zahl. Diese Menschen leiden, weil sie sich zu Jesus Christus halten. Weil sie ihn als ihren Herrn und Heiland bekennen. Weil sie sich zum gemeinsamen Gottesdienst für ihn treffen. Weil sie es sich zur Aufgabe gemacht haben, zu verkündigen, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes ist, der für uns gestorben und auferstanden ist.

Johannes der Täufer machte sich mit seiner klaren Botschaft unbeliebt – letztlich kostete sie ihn sein Leben. Von einem anderen, der aufgrund seines Glaubens leidet, wurde unser heutiger Predigttext verfasst. Paulus schreibt an den jungen Gemeindeleiter Timotheus aus der Gefangenschaft:

Ich lese aus dem 2. Timotheusbrief im 2. Kapitel die Verse 8-13.

Erinnere dich daran: Jesus Christus ist von den Toten auferstanden. Er war ein Nachkomme Davids. Das entspricht der Guten Nachricht, die ich verkünde. Für sie muss ich leiden. Ich bin sogar in Gefangenschaft wie ein Verbrecher. Aber das Wort Gottes lässt sich nicht gefangen halten. Deshalb ertrage ich das alles für die Menschen, die Gott erwählt hat: Auch sie sollen durch Christus Jesus gerettet werden und Anteil an der ewigen Herrlichkeit erhalten. Auf das Wort, das ich dir nun weitergebe, kannst du dich verlassen: Wenn wir mit Christus gestorben sind, dann werden wir auch mit ihm leben. Wenn wir im Leiden standhaft bleiben, dann werden wir mit ihm regieren. Wenn wir uns von ihm lossagen, dann wird auch er sich von uns lossagen. Aber wenn wir treulos sind, bleibt er trotzdem treu. Denn er kann nicht sich selbst untreu werden.

2. Timotheus 2, 8-13

Paulus leidet der Guten Nachricht wegen. Weil er den Menschen erzählt, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist und durch und mit ihm ein neues Leben in Gemeinschaft mit Gott möglich ist, deshalb sitzt er hinter Gittern wie ein Verbrecher. Seine Botschaft kostet ihn seine Freiheit. Mehrmals war Paulus im Gefängnis. Wahrscheinlich kam er, kurz nachdem er diesen Brief geschrieben hatte, bei der Christenverfolgung unter Kaiser Nero in Rom ums Leben.

Paulus sitzt hinter Gittern, aber, so schreibt er, das Wort Gottes lässt sich nicht gefangen halten. Und das ist wahr. Das zeigt sich auch heute noch. In China beispielsweise wächst die Gemeinde unter großen Druck enorm. In Indien dringt Gottes Wort in die Herzen von Guerilla-Kämpfern im indischen Dschungel und macht sie von Christen-Verfolgern zu Jesus-Nachfolgern.

Die Pastoren, Gemeindeleiter und Missionare, die die gute Nachricht zu den Menschen bringen, sagen trotz allen Leides, das sie durchmachen müssen, wie Paulus: „Weil sich das Wort Gottes nicht gefangen halten lässt, deshalb ertrage ich das alles für die Menschen, die Gott erwählt hat: Auch sie sollen durch Christus Jesus gerettet werden und Anteil an der ewigen Herrlichkeit erhalten.“

Zu so einem Durchhalten und Weitermachen trotz großem Gegenwind wollte Paulus auch den jungen Gemeindeleiter Timotheus ermutigen. Was er ihm schreibt, ermutigt bis heute viele unsere verfolgten Glaubensgeschwister. Doch auch für uns hier im sicheren und gemütlichen Deutschland ist es wichtig, die Worte zu hören.

Denn auch ohne Bedrohung von außen, ist doch unser Glaube immer wieder angefochten. Ich lese uns den zweiten Teil des Predigttextes noch einmal vor:

Wenn wir mit Christus gestorben sind, dann werden wir auch mit ihm leben.

Wenn wir im Leiden standhaft bleiben, dann werden wir mit ihm regieren. Wenn wir uns von ihm lossagen, dann wird auch er sich von uns lossagen.

„Aber wenn wir treulos sind, bleibt er trotzdem treu. Denn er kann nicht sich selbst untreu werden.“

Paulus macht hier vier Bedingungssätze. Er stellt vier Wenn-Dann-Beziehungen auf. Schauen wir uns diese etwas genauer an.

Der erste Bedingungssatz lautet: „Wenn wir mir Jesus Christus gestorben sind, dann werden wir auch mit ihm leben.

Wer sich entschieden hat, sein altes Leben hinter sich zu lassen und mit Jesus Christus neu zu starten, über den hat der Tod keine Macht mehr. Für die, die mit Christus sterben, hat der Tod nicht mehr das letzte Wort. Wer ihm glaubt und vertraut, der wird leben, auch wenn er stirbt. Das hat Jesus versprochen.

Das ist die große Hoffnung unserer Glaubensgeschwister, die ihr Leben in der Nachfolge riskieren. Und das ist auch unsere große Hoffnung, wenn wir mit dem Tod konfrontiert werden. Sei es aufgrund einer nahezu aussichtslosen Diagnose oder auch weil wir am Grab Abschied nehmen müssen. Der Tod ist für uns Christen kein grausamer, unberechenbarer Gegner mehr. Er ist besiegt. Er muss uns keine Angst mehr machen. „Wenn wir mir Jesus Christus gestorben sind, dann werden wir auch mit ihm leben.“

Der zweite Bedingungssatz heißt: „Wenn wir im Leiden standhaft bleiben, dann werden wir mit ihm regieren.“

Denen, die für ihren Glauben leiden und sterben, denen ist ein besonderer Verdienst versprochen. Das lesen wir an verschiedenen Stellen in der Bibel. Das heißt aber nicht, dass wir als Christen die Verfolgung bewusst suchen sollen. Dass wir uns unvernünftig ins Martyrium stürzen sollen. Nein, aber denjenigen, denen das hier auferlegt ist, wird Gott Gerechtigkeit verschaffen. Die Machtverhältnisse werden sich einmal umkehren und die die jetzt macht- und hilflos sind, werden einmal mit Jesus regieren. Jesus selbst hat das größte Leid erlitten und ist den grausamsten Tod gestorben. Er ist den Leidenden ganz nahe, er fühlt und leidet mit ihnen. Und so wie Jesus nach seinem Tod von Gott erhöht worden ist, werden auch alle, die leiden, weil sie zu ihm gehören, einmal erhöht werden. „Wenn wir im Leiden standhaft bleiben, dann werden wir mit ihm regieren.

Die letzten beiden Wenn-Dann-Beziehungen scheinen sich zunächst zu widersprechen. „Wenn wir uns von ihm lossagen, dann wird auch er sich von uns lossagen. Aber wenn wir treulos sind, bleibt er trotzdem treu.“

Wie ist es nun? Handelt Gott nach dem Prinzip wie du mir so ich dir oder ist er treu, auch wenn wir untreu sind?

Beides stellt Paulus nebeneinander. Beides ist also wahr: Einerseits wird sich Gott von denen lossagen, die ihm den Rücken zukehren und andererseits bleibt er auch den Untreuen treu.

Ein Zeichen für die Treue Gottes ist die Taufe. Nachher werden wir ja wieder zwei Kinder taufen und ihnen Gottes Treue zusagen. Diese Treue gründet in seinem Wesen. „Denn er kann sich selbst nicht untreu werden“, schreibt Paulus als Begründung. Darauf ist Verlass. Gott zieht seine Verheißungen und seine Versprechen niemals zurück. Deshalb wird zum Beispiel unsere Taufe auch nie ungültig. Gott ist und bleibt treu. Er nimmt seine Zusagen nicht zurück. Auch wenn wir so oft untreu sind und versagen, wenn wir kleingläubig sind, wenn wir andere Menschen verletzen und enttäuschen, wenn wir es nicht schaffen, für unsere Nächsten da zu sein, wenn wir Gott nicht den Platz in unserem Leben geben, den er verdient – er vergibt uns und startet immer wieder neu mit uns. Die ausgestreckte Hand, die zieht er nicht wieder zurück. Das Siegel der Taufe kratzt er nicht wieder ab, auch wenn wir nicht nach seinem Willen leben. Die menschliche Logik der Treue scheitert an seiner Liebe.

Gott ist ein treuer Begleitet. Diesen treuen Begleiter wollen Sie, liebe Eltern und Paten, Ihren Kindern zur Seite stellen. Sie haben beide einen Taufspruch für Ihre Kinder ausgewählt, bei dem es um die treue Begleitung Gottes geht. Für Lasse aus 1Mose 24:

Gott, der Herr wird mit dir seinen Engel mitschicken und deine Reise gelingen lassen.

1. Mose 24, 40

Eine Zusage die Abraham seinem Knecht mit auf den Weg gibt, der eine Frau für dessen Sohn Isaak suchen soll. Dieser Knecht erfährt diese Treue auf seiner Reise und er kommt schließlich mit Rebekka nach Hause. Gott ist treu.

Für Amelie steht der Taufvers ein paar Kapitel später.

Siehe, ich bin bei dir und behüte dich überall, wohin du auch gehst.

1. Mose 28,15a

Dieses Versprechen gibt Gott Jakob in einem Traum. Lesen wir weiter, so sehen wir: Gott hält Wort. Jakob erlebt die Treue Gottes. Auch wenn nicht alles glatt läuft, auch wenn er nicht alles richtig macht. Gott bleibt ihm treu.

„Wenn wir treulos sind, bleibt er uns trotzdem treu. Denn er kann nicht sich selbst untreu werden.“ Wenn wir daran zweifeln, wenn wir das nicht mehr glauben können, dann müssen wir die Bibel aufschlagen. Dann helfen uns die vielen Berichte von Menschen wie Abraham und Jakob, die Gottes Treue erlebt haben. Auch viele von uns können sicher berichten, wie sie Gottes Treue erfahren und erlebt haben. „Gott ist treu, auch wenn wir untreu sind.“

Aber das andere ist eben auch wahr. „Wenn wir uns von ihm lossagen, dann wird auch er sich von uns lossagen.“ Paulus bezieht sich hier direkt auf Jesus, der seinen Jüngern erklärte:

Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes. Wer mich aber vor den Menschen nicht kennen will, den wird auch der Menschensohn nicht kennen vor den Engeln Gottes.

Lukas 12, 8+9

Die Treue Gottes ist kein Freibrief. Und auch die Taufe ist letztlich kein Freibrief. Wer entscheidet, ohne Jesus zu leben, wer meint, Jesus nicht zu brauchen, nicht auf die Vergebung von Jesus angewiesen zu sein, wer bewusst die ausgestreckte Hand Gottes ablehnt und zurückweist, dem zwingt Gott seine Treue nicht auf. Niemand muss mit Jesus leben. Aber wenn wir uns von ihm lossagen, dann wird er sich von uns lossagen. Wer Jesus Christus verleugnet, wer nichts mit Jesus zu tun haben möchte, dem bringt auch seine Taufe und erst recht seine Kirchenmitgliedschaft nichts.

Johannes der Täufer, Paulus und unsere bedrohten und verfolgten Glaubensgeschwister bekennen sich zu Jesus und seiner guten Nachricht. Nichts bringt sie dazu, ihren Herrn und Heiland zu verleugnen. Die Kraft dazu kommt aber nicht aus ihnen selbst. Die Kraft dazu bekommen sie in und aus der Beziehung zu Jesus Christus. In seinem Brief an Timotheus schreibt Paulus:

Der Herr ist treu. Er wird euch auch Kraft geben und vor dem Bösen beschützen.

2. Thessalonicher 3,3

Gerade dann, wenn es existentiell wird, erweist Gott seine Treue. Er hält uns dann nicht vor, wie oft wir versagt haben. Er rechnet uns nicht vor, wie oft wir ihn um Vergebung gebeten haben und wie oft wir von ihm weggelaufen sind. Wenn wir uns in seine Arme werfen, fängt er uns immer auf. Denn am Ende steht seine Treue. Gott ist treu. Das ist sein Wesen. Das hat er mit dem Leben, Sterben und Auferstehen von Jesus Christus deutlich gemacht. Er steht zu seiner Liebe und zu seinem Wort.

Aber wenn wir treulos sind, bleibt er trotzdem treu. Denn er kann nicht sich selbst untreu werden.

Timotheus 2,13

Amen.

Die Predigt wurde im Gottesdienst am 29. Juli 2021 im Gottesdienst in der Auferstehungskirche in Ruit gehalten.

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