Clip vor Predigt
Predigtaudio

Liebe Gemeinde,

kommen Ihnen solche Szenen bekannt vor?  Man trifft jemand, den man schon lange nicht mehr gesehen hat oder man kommt mit jemand noch Unbekannten ins Gespräch und irgendwann läuft es darauf hinaus, dass man stolz von sich erzählt. Und man kommt so allmählich ins Vergleichen rein. „Mein Haus, mein Auto, mein Boot.“ Bei den meisten von uns, werden diese Dinge vermutlich eher eine kleinere Rolle spielen. Das ist dann eher: Meine Kinder, mein Job und meine Hobbies. Oder, bei Christen beliebt: Meine Ehrenämter, meine Bibelkenntnis, die von mir Bekehrten.

Unser heutiger Predigttext stellt klar, welches der einzige Ruhm ist, der uns Christen gut ansteht. Ich lese aus Jeremia 9 die Verse 22+23:

So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR.

Jeremia 9, 22+23

Liebe Gemeinde, so spricht der der HERR. Jeremia markiert hier eindeutig, dass es Gottes Anweisung ist, die er weitergibt. Nicht nur eine Art Formetikette – im Sine von „es gehört sich nicht oder man sollte nicht.“ Und auch nicht nur ein gut gemeinter Ratschlag von dem weisen Propheten selbst. Nein, eine Anweisung von unserem HERRN persönlich. Dass diese Anweisung nicht nur eine Nebensächlichkeit, sondern existenziell ist, zeigt uns der Kontext. Der Ausspruch des Herrn steht im Zusammenhang mit Gericht. Gott kündigt Juda und auch den umliegenden Völkern den Untergang an – mit den schärfsten Bildern und Worten. Es geht für sie nicht nur um einen wichtigen Rat. Es geht um ihre Existenz. Um die ewige Existenz. Nicht nur für das Volk Gottes damals, nein, auch für uns. Es geht darum, was Ewigkeitswert hat und was nicht. Es geht darum, was beziehungsweise wer rettet und was nicht.

Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke und ein Reicher soll sich nicht seines Reichtums rühmen. Und das, obwohl diese Dinge ja offensichtlich bei den Leuten vorhanden sind. Das wird gar nicht bestritten. Es gibt Menschen, die außerordentlich klug sind. Die sich viel Wissen angeeignet haben, sich die Dinge gut merken, gut kombinieren und präsentieren können. Es gibt Leute, die stark sind. Nicht nur im wörtlichen Sinne, sondern auch mit ihrer Meinung und in ihrem Durchsetzungsvermögen. Und es gibt die Reichen. Bei denen Geld keine Rolex spielt. Diese Gaben und Begabungen werden an sich nicht kritisiert. Der Fokus liegt auf dem Umgang mit ihnen. Problematisch wird es nämlich, wenn sie in den Vordergrund gestellt werden. Wenn sie die Träger stolz und selbstsicher machen. Das soll nicht sein:

Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums.

Jeremia 9, 22

Das widerspricht ziemlich dem, worauf wir von klein auf trainiert werden. Früh schon lernen wir, uns immer von unserer besten Seite zu zeigen. Uns gut zu verkaufen. Unsere Stärken gut zu hervorzuheben. Unsere Welt funktioniert so. Sich und sein Können und Tun nicht stolz zu präsentieren, ist gegen den Trend unserer Zeit.

Heutzutage werden die Bilder vielleicht nicht mehr wie in der alten Kreissparkassenwerbung ausgedruckt auf den Tisch gelegt, sie werden stattdessen auf Instagram und in anderen sozialen Netzwerken gepostet. Jeder zeigt sich nur von seiner Schokoladenseite. Präsentiert werden die Stärken, über die man sich definiert. Die Supermama zeigt die perfekt dekorierten und scheinbar immer aufgeräumten Kinderzimmer und den selbstgebackenen Kuchen in einer blitzeblanken Küche. Der Supersportler teilt Kurzclips seiner riskantesten Sprünge mit dem Snowboard. Die Bilder der Weltenbummler zeigen nur gutes Wetter, gutes Essen und gute Laune. Das Leben wird so inszeniert, dass es möglichst viele Likes bringt. Das, was man zeigt, soll möglichst viele beeindrucken. Wir leben in einer Kultur der Selbstdarstellung.

Das Problem dieser Kultur ist, dass wir uns selbst in den Vordergrund stellen. Dass wir auf das, was wir können und haben und auf das, was wir erarbeitet haben, stolz sind. Uns dafür loben und loben lassen. Dabei gerät der Geber der Gaben und Begabungen aus dem Blick. Und auch die völlige Angewiesenheit auf ihn. Wir vertrauen nicht wie Daniel damals auf seine große Barmherzigkeit, sondern doch halt auch noch ein bisschen auf unser Können, Wissen, unseren Besitz, unsere Leistungen und unser Tun.

Und Achtung, selbst im Understatement kann eine falsche Selbstsicherheit und Stolz entstehen. „Mei Demut isch mei ganzer Stolz.“ Sie kennen diese Aussage.

So sagt es uns dann der zweite Teil:

Wenn sich jemand rühmen will, dann rühme er sich dessen, dass er klug sei und mich kenne.

Jeremia 9, 23a

Gott kennen, das heißt, ihn als den erkennen, der barmherzig und gerecht ist. Dieses Erkennen ist mehr als nur ein Wissen um eine Wahrheit. Wer Gott erkennt, der geht eine Beziehung mit ihm ein. Wer Gott erkennt, der glaubt ihm und teilt sein Leben mit ihm. Der lässt sich ganz auf ihn ein.

Gott kennen. Das ist es, worauf es ankommt. Worauf es existentiell ankommt. Das ist es, was wahrhaft klug ist. Das ist es, wofür wir uns rühmen können. Was wir beim Treffen mit unserem alten Klassenkameraden voller Freude erzählen können: Hey, ich habe Gott persönlich kennengelernt. Das prägt mich und gibt meinem Leben Sinn. Und es ist nicht nur irgendeine höhere Macht, an die ich glaube, sondern es ist der HERR,

der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden.

Jeremia 9, 23b

Haben Sie das schon mal ausprobiert bei einem Klassentreffen? Ich ehrlich gesagt nicht.

Man könnte jetzt einwenden: Ist es nicht auch irgendwie absurd sich aufgrund seiner Gotteserkenntnis und damit aufgrund seines Glaubens zu rühmen? Der Glaube ist ein Geschenk und keine Eigenleistung. Wie können wir uns dafür rühmen?

Ich denke, darum geht es gar nicht. Es geht nicht darum uns aufgrund unseres Glaubens zu rühmen. Es geht vielmehr darum, auf den Tisch zu legen, was wir – dank Gott – erkannt haben: Mein Jesus. Mein Erlöser. Meine Hoffnung. Der hat alles für mich gegeben. Der begeistert mich.

Ein Rühmen, wie es unserem Herrn gefällt, führt nie dazu, dass wir uns selbst in den Mittelpunkt stellen. Es führt nicht dazu, dass wir uns selbst auf die Schulter klopfen und loben – auch nicht für unsere Erkenntnisse über Gott und erst recht nicht für unseren Glauben. Nein, ein Rühmen, wie es dem Herrn gefällt, führt in den Lobpreis. Ein Rühmen, wie es dem Herrn gefällt macht nicht mich groß, sondern das, was Gott in meinem Leben durch Jesus Christus getan hat und immer noch tut: Er hat mich von meiner Schuld befreit. Er trägt mir nicht nach, was ich alles falsch gemacht habe. Er hat mein Herz verändert, das immer so hart gegen andere und mich war. Er hat mir einen Neuanfang ermöglicht und tut es immer wieder. Dafür sei dem die Ehre, dem sie gebührt. Unserem Herrn allein. Es geht eben nicht darum, über uns zu reden, sondern über unseren barmherzigen und gerechten Gott.

Ein solches Rühmen, das den HERRN in den Mittelpunkt rückt, hilft auch, sich nicht auf die falschen Dinge zu verlassen. Wir vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, nicht auf unser Wissen und Können, nicht auf unser Geld und unsere Begabungen, auch nicht auf unsere Spenden und unser großes Engagement, nein, das alles trägt am Ende nicht, wir vertrauen allein auf Gottes Barmherzigkeit. In Jesus wurde diese für uns greifbar und sichtbar. Das trägt. Darauf können wir uns verlassen und darauf können wir verweisen. Das ist klug.

Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR

Jeremia 9, 22+23

Statt mein Haus, mein Boot, mein Auto bleibt uns am Ende nur noch zu sagen: Mein Jesus.

Amen.

Die Predigt wurde am 13. Februar 2022 in der Auferstehungskirche in Ruit gehalten.  
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