Liebe Schwestern und Brüder,
geht es Christen immer besser als Nichtchristen? Erkennt man Jesusnachfolger an Wohlstand, besserer Gesundheit und Erfolg? Sind Christen die Strahlemänner- und Strahlefrauen, bei denen immer alles läuft?
Unter den Korinthern war diese Position weit verbreitet. Christus war für sie vor allem jemand, der sie dazu befähigte, mehr aus sich zu machen. Mehr Ansehen, mehr Erfolg, mehr Macht. Gott war ihrer Meinung nach dort zu erkennen, wo es stark und schön zugeht. Paulus widerspricht dem. Er erlebt genau das Gegenteil. An seinem eigenen Leib erfährt er immer wieder, dass Jesusnachfolge viel Leid und Leiden bedeuten kann. In unserem heutigen Predigttext schildert er, wie er damit umgeht:
Ich lese 2. Korinther 4,14-18:
14Wir wissen ja: Gott hat Jesus, den Herrn, auferweckt. Er wird auch uns gemeinsam mit Jesus auferwecken und zusammen mit euch vor sich treten lassen.15Denn alles geschieht für euch: Die Botschaft von Gottes Gnade soll immer mehr Menschen erreichen. Dann wächst zur Ehre Gottes auch die Zahl von Dankgebeten.16Darum lassen wir den Mut nicht sinken. Auch wenn unsere äußeren Kräfte aufgezehrt werden, bekommen wir innerlich Tag für Tag neue Kraft.17Die Not, die wir gegenwärtig leiden, wiegt leicht. Denn sie bringt uns eine Fülle an Herrlichkeit, die jedes Maß übersteigt und kein Ende hat.18Wir dürfen unseren Blick allerdings nicht auf das Sichtbare richten, sondern auf das Unsichtbare. Denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare dagegen ist unvergänglich.
2. Korinther 4, 14-18
Eine Mutter und ein Vater stehen am Grab ihres Sohnes. Eigentlich sollte es doch andersherum sein. Eigentlich hätten sie doch vor ihm gehen sollen. Er hatte doch noch so viel vor sich. Gerade erst war er ausgezogen. Motiviert hatte er sein Studium begonnen. In der SMD hatte er schnell neue Freunde und einen Hauskreis gefunden. Er füllte sich so gesegnet – und dann diese furchtbare Diagnose. Danach viele Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Therapieversuche. Viele Freunde hatten gebetet. Doch Jesus, der so viele Menschen gesund gemacht hatte, griff nicht ein. Warum? Darauf weiß bis heute niemand eine Antwort. Jetzt ist der junge Mann, ihr Sohn, tot. Im Trauergottesdienst wird ein Abschnitt aus dem Korintherbrief verlesen. „Wir wissen ja: Gott hat Jesus, den Herrn, auferweckt. Er wird auch uns gemeinsam mit Jesus auferwecken.“ An dieser Hoffnung klammern sich die Eltern fest. Jesus lebt. Die Osterbotschaft gibt ihnen Hoffnung in aller Hoffnungslosigkeit. Gemeinsam singen sie: Christ ist erstanden und noch nie hat ihnen dieses Lied so viel bedeutet, wie in diesem Moment.
Ein Pastor zieht im indischen Dschungel von Dorf zu Dorf. Sein Anliegen ist es, den Menschen von Jesus Christus zu erzählen. Die meisten haben noch nie etwas von Jesus gehört. Bei einigen seiner Zuhörer stößt er auf offene Ohren und Herzen. Sie hören gespannt zu und wollen immer mehr wissen. Die gute Nachricht verändert sie. Sie beginnen an Jesus Christus zu glauben. Sie ändern ihr Leben. Und so hören sie nun auf das, was Jesus ihnen sagt und nicht mehr auf das, was die Naxalitenanführer ihnen sagen. Sie sind nicht mehr bereit, Anschläge zu verüben und anderen Gewalt anzutun. Das kommt nicht gut an. Der Schuldige ist schnell gefunden. Der Pastor mit seinem Gerede von diesem Jesus ist schuld. Der Pastor wird bedroht. Einmal werden sogar seine Kinder entführt. Es geht ihm wie Paulus damals. Er liest im 2. Korintherbrief:
Alles geschieht für euch: Die Botschaft von Gottes Gnade soll immer mehr Menschen erreichen. Dann wächst zur Ehre Gottes auch die Zahl von Dankgebeten.
2. Korinther 4, 15
Ja, das ist seine Motivation. Immer mehr Menschen sollen zu Jesus Christus finden – zur Ehre Gottes. „Darum“, so liest er weiter,
Darum lassen wir den Mut nicht sinken. Auch wenn unsere äußeren Kräfte aufgezehrt werden, bekommen wir innerlich Tag für Tag neue Kraft.
2. Korinther 4,16
Das erlebt auch ein älterer Mann so. Seit 10 Jahren ist er nun im Ruhestand. Den hatte er sich aber eigentlich ganz anders vorgestellt. Er wollte mit seiner Frau die Welt erkunden. Dafür hatten sie extra schon Geld auf die Seite gelegt. Während des Berufes hatte dafür die Zeit gefehlt. Im Ruhestand sollte alles anders werden. Von Wanderungen in den Anden und dem Grand Canyon hatte er geträumt. Seine Frau wollte so gern mal eine Kreuzfahrt machen. Doch von einem Tag auf den anderen war alles anders als gedacht. Schlaganfall. Intensivstation. Krankenhaus. Reha. Seine Frau ist nun ein Pflegefall. Er kümmert sich so gut er kann um sie. Er hat es ihr damals vor Gott versprochen. In guten und in schlechten Zeiten. Doch auch er merkt, dass er jeden Tag älter wird. Zunehmend schwinden seine Kräfte. Abends ist er immer völlig platt. Und doch, das ist für ihn ein großes Wunder, doch bekommt er jeden Tag neue innere Kraft geschenkt, die ihm hilft, den Mut nicht sinken zu lassen. Im Spiegel am Flur hängt eine Karte, auf der 2.Korinther 4,16 steht:
Darum lassen wir den Mut nicht sinken. Auch wenn unsere äußeren Kräfte aufgezehrt werden, bekommen wir innerlich Tag für Tag neue Kraft.
2. Korinther 4,16
Die Gemeinde in Nigeria feiert heute draußen Gottesdienst. Nicht, weil das bei 40°C besonders angenehm ist, sondern weil ihr Kirchengebäude in der letzten Woche zerstört wurde. Eine islamistische Terrorgruppe hatte das Dorf überfallen und die Kirche angezündet. Fast alles ist kaputt – und das obwohl die Kirche erst im letzten Jahr fertiggestellt und eingeweiht worden war. Viele hatten gespart und gespendet, viele selbst Hand angelegt und mitgebaut. Jetzt war nichts mehr davon übrig. Der Pfarrer wählt als Predigttext einen Abschnitt aus dem 2. Korintherbrief. Er liest:
Die Not, die wir gegenwärtig leiden, wiegt leicht. Denn sie bringt uns deine Fülle an Herrlichkeit, die jedes Maß übersteigt und kein Ende hat. Wir dürfen unseren Blick allerdings nicht auf das Sichtbare richten, sondern auf das Unsichtbare. Denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare dagegen ist unvergänglich.
2. Korinther 4, 17+18
Christen, liebe Gemeinde, werden nicht vom Leid verschont. Ein Leben mit Jesus Christus bedeutet nicht, sorgen- und problemfrei zu leben. Im Gegenteil – viele unserer Glaubensgeschwister erfahren, gerade weil sie Jesus Christus nachfolgen, großes Leid. Vor allem in islamischen und kommunistischen Ländern bedeutet eine JA zu Jesus Christus gleichzeitig ein JA zu einem Leben mit vielen Schwierigkeiten. Genauso hat es auch Paulus erlebt. Vor seiner Bekehrung war sein Leben deutlich bequemer gewesen.
Gott sei Dank erleben die meisten von uns kein Leid, weil sie mit Jesus Christus unterwegs sind. Dafür können wir Gott wirklich von Herzen danken. Und dennoch ist uns nicht immer zum Jubeln zu Mute. Wir erleben Schwäche und Zerbrechlichkeit. Wir erleben Leid und Krankheit. Genauso oder noch mehr wie unsere Nachbarn, die nicht mit Jesus unterwegs sind und genauso wie unser Kollege, der an einen anderen Gott glaubt und Jesus als Gottes Sohn und Erlöser ablehnt. Macht es also jetzt eigentlich gar keinen Unterschied, dass wir mit Jesus Christus unterwegs sind? Ganz utilitaristisch könnte man fragen: Bringt mir das denn überhaupt was? – Die Antwort auf die vielleicht provokative Frage lautet eindeutig „JA“. Denn es gibt zwei entscheidende Unterschiede: Der erste Unterschied ist, dass Christen nicht alleine leiden. Wir glauben an einen Gott, der selbst in Jesus Christus am Kreuz gelitten hat. Jesus weiß, wie sich das allergrößte Leid anfühlt. Er leidet mit uns. Er versteht uns in unserer Not wie kein anderer. Er ist bei uns. An unserer Seite. Keiner empfindet mehr Mitleid mit uns als unser Herr persönlich. Niemand kann mehr Mitgefühl haben. Christen werden nicht vom Leid verschont, aber sie leiden nicht alleine. Das ist der erste Unterschied.
Der zweite Unterschied ist: Christen werden nicht vom Leid verschont, aber Christen gehen anders durchs Leid. Dabei macht Ostern den entscheidenden Unterschied. „Wir wissen ja: Gott hat Jesus den Herrn auferweckt.“ Das ist es, was wir vor drei Wochen gefeiert haben. Das Grab war leer. Jesus Christus hat den Tod besiegt. Er hat nicht mehr das letzte Wort. Am Ende steht nun das Leben – das ewige Leben in Gottes Gegenwart. Das hört sich schön an. Und doch kann man fragen, ob das echter Trost oder doch nicht vielmehr Vertröstung ist. „Das Leben hier ist halt hart, aber Augen zu und durch. Am Ende wird ja dann einmal alles gut.“ Bei Paulus wird klar: Die Auferstehungshoffnung ist mehr als Vertröstung. Er erlebt, wie er jeden Tag neue innere Kraft geschenkt bekommt. Da ist der lebendige Herr höchstpersönlich am Werk. Da wird es spürbar, dass unser Herr lebt und wirkt. Seine Kraft zeigt sich nicht bei denen, die scheinbar immer stark sind, alles können und alles meistern. Nein, seine Kraft zeigt sich gerade da, wo die menschliche Kraft am Ende ist. Das eine ist die Kraft, das andere ist die Freude. Die Osterfreude ist eine Freude, die uns niemand und nichts mehr nehmen kann – das haben wir in der Schriftlesung aus dem Johannesevangelium gehört. Sie ist unabhängig von unseren Gefühlen. Sie ist auch situationsunabhängig. Es ist die tiefe Freude im Herzen, dass Jesus lebt. Dass er wirkt. Dass die Machtverhältnisse endgültig geklärt sind – auch wenn das noch nicht immer sichtbar ist. Genau das ist das Schwierige an der Sache. Der Sieg Jesu ist noch nicht überall sichtbar. Deshalb gibt uns Paulus uns am Ende des Textes eine Anweisung:
Wir dürfen unseren Blick allerdings nicht auf das Sichtbare richten, sondern auf das Unsichtbare. Denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare dagegen ist unvergänglich.
2. Korinther 4, 18
Das ist die Blickrichtung, die die Eltern am Grab ihres Sohnes nicht verzweifeln lässt, die dem indischen Pastor immer wieder Mut für seinen Dienst und dem alten Mann Kraft für jeden neuen Tag gibt. Diese Perspektive macht es denn Christen in Nigeria möglich inmitten aller Vergänglichkeit ihren Gott zu feiern und zu loben. Der Blick auf das Unvergängliche, auf Jesus Christus, der gestorben und auferstanden ist, dieser Blick macht auch in unserem Leben den entscheidenden Unterschied. Wir leben mit der Perspektive Ewigkeit. Wenn das kein Grund zum Jubeln ist?!
Amen.
Die Predigt ist Teil der Predigtvorlage für den Prädikantendienst - "Reihe ohne Punkt" für den 21. April 2024
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