„Danken schützt vor Wanken – Loben zieht nach oben.“
unbekannt
So sagt es ein Sprichwort. „Danken schützt vor Wanken – Loben zieht nach oben.“ – Das scheint mir ein ganz gutes Motto für diese außergewöhnliche Zeit im Moment zu sein. Ins Wanken gerät man momentan ja ziemlich leicht, da ja fast gar nichts mehr „wie normal“, „wie immer schon“ oder „ganz selbstverständlich“ ist. Und auch Nachrichten und Dinge, die uns nach unten ziehen, gibt es genug. Schon ohne Corona und erst recht mit. Wenn Dankbarkeit und Lob uns Stabilität geben können und uns wie eine Art Rettungsring über Wasser halten können, dann sollten wir das doch in jedem Fall ausprobieren.
Die Bibel fordert uns an vielen Stellen zur Dankbarkeit und zum Lob Gottes auf. Gesungen, gesprochen, gespielt und gelebt. Die Psalmen sind voll dieser Lobaufforderungen. Alle Völker und sogar die ganze Schöpfung wird aufgefordert ins das Lob Gottes einzustimmen.
„Singet dem Herrn ein neues Lied.“ „Preist den Herrn.“ „Lobet den Herrn mit Posaunen, mit Psalter und Harfe.“ „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn.“
die Psalmen
Und vor allem Paulus fordert in seinen Briefen mehrfach zur Dankbarkeit auf: „Seid dankbar.“
Wenn ich an einem Sonntagnachmittag bei herrlichem Sonnenschein in der Natur unterwegs bin und mich keine Sorgen drücken, dann fällt mir diese dankbare Haltung auch überhaupt nicht schwer. Meine Seele singt dann für Gott. Mein Herz jauchzt ihm entgegen. Loblieder kommen mir ganz automatisch ins Ohr.
Aber es gibt auch die anderen Tage. Situationen, in denen ich so tief drinhänge, dass ich mit keinem Gedanken an das Lob Gottes denken kann. Da kommt kein Ton über meine Lippen. Kein Wort des Dankes aus meinem Mund. Wie kann ich Gott loben, wenn alles dagegenspricht? Wie kann ich Gott danken, während ein Virus die ganze Welt auf den Kopf stellt?
Ähnliche Fragen haben sich auch der Sänger Matt Redmann und seine Frau Beth gestellt. In dem bekannten Lied: Blessed be your name, zu Deutsch: „Dir gehört mein Lob“ versuchen die beiden die Geschehnisse vom 11. September 2001 zu verarbeiten. Kann man nach solch einem Ereignis Gott irgendwie noch loben? Kann man ihn noch anbeten? Für ihn und ihm zur Ehre singen? Die beiden fanden im Buch Hiob eine Antwort auf ihre Fragen. Dort heißt es in Hiob 1,21:
„Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen. Der Name des Herrn sei gelobt.“
Hiob 1,21
Und so singen sie, dass sie Gott loben wollen, egal ob die Sonne scheint und alles glatt läuft, oder ob sie in der Wüste umherirren und dass sie auch selbst dann Gott noch loben wollen, wenn Schmerzen und Leid über sie kommen. In der Bridge haben sie den Vers aus Hiob vertont: „Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen. Mein Herz wird sich entscheiden, deinen Namen zu loben.“
Es gibt Zeiten, da singe ich das Lied aus vollem Herzen mit. Aber manchmal da bringt es mich auch sehr zum Nachdenken. Ich frage mich, ob es denn stimmt, was ich singe. Wie wird es denn sein, wenn es mich wirklich hart trifft? Wenn ich Abschied nehmen muss von einem meiner Liebsten, wenn mich eine schwere Krankheit trifft? Wenn mir ein Unfall passiert? Kann ich dann noch Gott loben? Muss ich dann noch Gott loben können?
Bei Hiob sehen wir, dass er seine Haltung auch noch geändert hat. Als er in Staub und Asche saß, mit der Tonscherbe seine Geschwüre kratzte und den Tag seiner Geburt verwünschte, da lag ihm auch kein Loblied mehr auf der Zunge. Er gibt seine Gottesbeziehung nicht auf, aber er klagt nun zu Gott anstatt ihm Loblieder zu singen – und auch das hat seinen Platz und seine Zeit. Nur wenn ich aus dem Klagen nicht mehr rauskomme, dann werde ich mich immer weiter einbuddeln. Im Fachjargon nennt man das auch Problemkarussell. Ich drehe mich um mein Problem oder meine Angst und finde keinen Ausgang mehr. Hiob war auf dem besten Weg in so einen Abwärtsstrudel zu geraten.
Doch dann holte ihn Gott höchstpersönlich raus. Aus einem Sturm hat er zweimal zu ihm gesprochen und Hiob auf seine Größe, Weisheit und Macht aufmerksam gemacht. Das hat die Blickrichtung Hiobs verändert – weg von seinem Elend und der Ungerechtigkeit, hin zu Gott, der alles in der Hand hat.
Gott verdient unser Lob situationsunabhängig. So redet die Bibel immer wieder vom Lob des Namen Gottes. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Gott für sein Wesen, für das wie er ist gelobt wird. Und Gott ist barmherzig und gnädig. Das hat er gezeigt, als er seinen Sohn Jesus Christus für uns hingegeben hat. Als er uns erlöst hat und damit unser Leben grundsätzlich auf ein neues Fundament gestellt hat. Durch seine Liebe haben wir eine ganz neue Lebensperspektive bekommen.
Eine, die uns ermöglicht auch in den Krisen dieser Welt zu bestehen, weil wir wissen, dass Jesus den Tod besiegt hat. Weil wir wissen, dass er alles für uns gegeben hat. Wenn wir uns das bewusstmachen und unseren Blick auf Jesus richten, wenn wir uns daran erinnern, was er für uns getan hat, dann erfüllt uns das, unabhängig von allen Umständen mit Dankbarkeit. So wie Paulus und Silas, die selbst im Gefängnis noch Loblieder gesungen haben.
Es kann sein, dass wir das manchmal aus den Augen verlieren. Dass wir das manchmal sogar nicht mehr glauben können. Dass wir keinen Ton mehr herausbekommen und Gott nicht mehr loben und danken können. Deshalb ist es wichtig, dass wir als Christen nicht alleine unterwegs sind. Dass andere für mich das Gotteslob anstimmen, wenn ich es nicht mehr singen kann. Und mir dadurch aber auch wieder eine andere Perspektive eröffnen. Deshalb hoffe ich, dass wir bald wieder gemeinsam Gott loben können. Wenn Sie in der Zwischenzeit jemanden brauchen, der Sie das Gotteslob anstimmt, der Ihnen wieder hilft, den Blick auf Christus zu richten, dann blättern Sie doch mal in Ihrem Gesangbuch, suchen Sie bei youtube Lobpreismusik oder wenden Sie sich auch gerne an einen von uns Pfarrer.
„Danken schützt vor Wanken- Loben zieht nach oben.“
Was sind Ihre letzten Gedanken vor dem Einschlafen? Ärgern Sie sich über alles, was nicht glatt lief? Machen Sie sich Sorgen über, das, was kommt? Oder danken Sie Gott für alles, was er Ihnen an diesem Tag geschenkt hat und loben ihn für seine Liebe? Das eine wird sie niederdrücken, das andere aber ihnen Zuversicht auch für den kommenden Tag schenken. Dankbarkeit ist eine Herzenshaltung, liebe Gemeinde, die uns helfen kann, gerade auch jetzt in der Corona-Zeit, den Blick auf unseren Erlöser auszurichten. Auf das, was zählt. Auf den, der zählt. Unabhängig von den äußeren Umständen gebührt ihm unser Lob, weil er uns erlöst hat. Weil uns nichts, wirklich absolut gar nichts mehr von seiner Liebe trennen kann. Das gibt uns Halt und das kann uns wirklich nach oben ziehen. Amen.
Die Predigt wurde am 10.05.2020 (Kantate) bei einen Online-Gottesdienst der Kirchengemeinde Waldenbuch gehalten.
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