Liebe Schwestern und Brüder,
wann haben Sie das letzte Mal gejubelt? Und aus welchem Grund haben Sie das getan?
Wenn Sie Fußballfan sind, dann vielleicht am Ende der Saison, weil Ihr Verein in letzter Minute dann doch noch den Klassenerhalt oder sogar den Aufstieg geschafft hat.
Oder vielleicht waren Sie auch in letzter Zeit auf einem Konzert, dass Sie umgehauen hat, und am Ende sind Sie auch aufgestanden und haben begeistert applaudiert und gejubelt. Jubel ist ein Ausdruck von großer Freude und Begeisterung. Wer jubelt, bringt seine Freude lautstark und stürmisch zum Ausdruck. Wer jubelt, hat eine Freude in sich, die raus muss und raus will – und zwar nicht nur durch ein Lächeln, sondern impulsiv und unaufhaltsam. So eine Freude steckt an und so eine Freude ist es, die in unserem Glauben an Jesus Christus steckt.
Darum geht es heute Morgen.
Ich lese uns den Text, der die Grundlage für unser Nachdenken über Freude ist: 1 Petrus 1, 3-12:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus. In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns neu geboren. Denn er hat uns eine lebendige Hoffnung geschenkt, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. Es ist die Hoffnung auf ein unvergängliches Erbe, das rein ist und nie seinen Wert verliert. Das hält Gott im Himmel für euch bereit, und er bewahrt euch durch seine Macht. Ihr sollt durch den Glauben gerettet werden. Das wird am Ende der Zeit offenbart werden. Darüber könnt ihr euch freuen. Aber es ist trotzdem nötig, dass ihr jetzt noch eine kurze Zeit leidet. Denn ihr werdet auf verschiedene Arten geprüft werden. Dadurch soll sich zeigen, ob euer Glaube echt ist. Denn er ist wertvoller als vergängliches Gold, das im Feuer gereinigt wird. Dafür werdet ihr Lob, Herrlichkeit und Ehre erhalten, wenn Jesus Christus wieder erscheint. Ihr liebt ihn, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt. Ihr glaubt an ihn, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht. Deshalb könnt ihr jubeln in unaussprechlicher Freude, die schon von der künftigen Herrlichkeit erfüllt ist. So erreicht ihr das Ziel eures Glaubens: eure endgültige Rettung. Nach dieser Rettung suchten und fragten die Propheten. Sie haben die Gabe der Gnade bereits vorausgesagt, die für euch bestimmt ist. Die Propheten fragten danach, auf welche Zeit und welche Umstände der Geist hinwies. In ihnen wirkte ja der Geist Gottes, den Christus gab. Er zeigte den Propheten im Voraus die Leiden, die auf Christus warteten –und er zeigte ihnen die Herrlichkeit, die darauf folgt. Gott offenbarte den Propheten, dass diese Botschaft nicht ihnen selbst dienen sollte. Sie sollte euch dienen. Denn euch ist sie jetzt verkündet worden –und zwar durch diejenigen, die euch die Gute Nachricht gebracht haben. Dafür hat Gott ihnen vom Himmel her den Heiligen Geist geschickt. Sogar die Engel würden gerne mehr darüber erfahren.
1. Petrus 1, 3-12
Ich möchte nun mit Ihnen vier Charakteristika der Freude, von der Petrus schreibt, in den Blick nehmen.
1. Unaussprechliche Freude
2. Begründete Freude
3. Trotzdem – Freude
4. Ansteckende Freude
Beginnen wir mit dem ersten:
1. Unaussprechliche Freude
Petrus schreibt: Deshalb könnt ihr jubeln in unaussprechlicher Freude, die schon von der künftigen Herrlichkeit erfüllt ist.
Die Freude ist so groß, dass einem der Mund offenstehen bleibt. Da fehlen einem die Worte. Man schreit nur noch vor Begeisterung. Man jubelt. Und zum Jubeln da reicht die Mimik allein nicht aus – nein, dazu brauchen wir den ganzen Körper. Die Stimme, die ihre Freude rausschreit, die Arme, die nach oben gehen und am besten auch noch die Beine, die in die Luft springen.
Es ist sicher kein Zufall, dass gerade Petrus und auch nur Petrus im neuen Testament von unaussprechlicher Freude schreibt. Auch das Verb „jubeln“ finden wir in der Häufigkeit nur im 1. Petrusbrief- und das passt, wie ich finde, sehr gut. Von Anfang an lernen wir Petrus als emotionalen und extrovertierten Typen kennen. Er muss rauslassen, was in ihm ist. Und dazu ermuntert er auch die Gemeinden, denen er schreibt. Man kann die griechischen Verbformen hier auch mit einem Imperativ übersetzen: Dann heißt es: Darüber jubelt! Und: Jubelt in unaussprechlicher Freude, die schon von der Herrlichkeit erfüllt ist. Diese Freude ist ein Vorgeschmack auf das, was noch aussteht und einmal kommt. Durch diese Freude strahlt die noch ausstehende Herrlichkeit schon jetzt in das Leben der Christen hinein. Auch deshalb ist sie unaussprechlich – so schwer in Worte zu fassen. Für die noch ausstehende Herrlichkeit fehlen und die Kategorien und Begriffe, um sie zu beschreiben. Wir können sie noch nicht begreifen, aber in der Freude wird die zukünftige Herrlichkeit bereits ein Stückweit spürbar und greifbar. Weil die Freude von der künftigen Herrlichkeit erfüllt ist, ist sie auch unabhängig von den gegenwärtigen irdischen Umständen. Sie kann sogar dann empfunden, ausgestrahlt und ausgelebt werden, wenn die konkreten Umstände alles andere als Anlass zur Freude geben. Dazu später mehr.
Die Frage ist nun zunächst, wo kommt diese Freude her? Was ist der Anlass für diese Freude der Superlative? Was löst diese unaussprechliche Freude, die mehr als ein spontanes Hochgefühl ist, aus?
Kommen wir zu
2. Begründete Freude
Der Grund der Freude ist Gottes Rettungshandeln an uns. So kurz könnte man es sagen. Weil wir gerettet sind, freuen wir uns. Petrus führt diese zentrale Botschaft noch etwas weiter aus – und ich denke, er tut es mit gutem Grund. Viel zu oft nehmen wir gar nicht mehr war, was es bedeutet, dass wir gerettet sind und was das beinhaltet. Um aber die Freude zu erleben und ins Jubeln zu kommen, müssen wir uns das Ausmaß unserer Rettung immer und immer wieder bewusst machen.
Deshalb führt auch Petrus die Bedeutung des barmherzigen Eingreifen Gottes weiter aus. Er will seinen Lesern damals und uns heute klar machen, was diese Rettung im Jetzt und für die Zukunft heißt.
Wir sind gerettet. Diese Aussage beinhaltet Aspekte, die jetzt schon Wirklichkeit sind und in unserem alltäglichen Leben auf dieser Erde schon einen Unterschied machen und es gibt Punkte unserer Rettung, die noch ausstehen. Schon Wirklichkeit ist, dass wir als Christen neugeboren sind. Das heißt, dass wir unter einem anderen Vorzeichen und mit einer anderen Perspektive leben. Weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, haben wir eine lebendige und begründete Hoffnung. Diese Hoffnung definiert Petrus als die Hoffnung auf ein unvergängliches Erbe, das rein ist, nie seinen Wert verliert und von Gott im Himmel bereitgehalten wird. Der Begriff Erbe sagt uns, dass es etwas ist, das wir nicht erarbeitet oder verdient haben, uns aber dennoch zusteht und zukommt. Gleichzeitig schwingt beim Erben ein „noch nicht“ mit – es ist uns zwar schon zugeteilt, aber die Austeilung ist noch nicht erfolgt.
Und doch ist es uns ganz sicher, da es im Gegensatz zu allem Irdischen unvergänglich ist und von Gott höchstpersönlich bereitgehalten wird und an einem absolut sicheren Ort – bei Gott im Himmel verwahrt ist.
Am Ende wird dieses Erbe zugeteilt. Da ist dann die endgültige Rettung. Die Rettung durch den Glauben an den, der von den Toten auserstanden ist und uns damit schon jetzt eine lebendige Hoffnung schenkt. Dieses alles verändernde Rettungshandeln Gottes haben bereits die Propheten durch den Geist Gottes vorausgesagt. Petrus führt das aus, um auch damit seinen Lesern eindrücklich klar machen, wie groß die Rettung ist. Gott hat schon lange Zeit bevor Jesus Christus auf die Erde gekommen ist, seinen Rettungsplan vorbereitet. Die erste Gemeinde ist nun Teil dessen, was die Propheten nur schauen durften. Und wir sind es auch. Seit Jesus Christus auf die Welt gekommen, gestorben und auferstanden ist, ist der Weg zu Gott, der Rettungsweg für uns Menschen offen. Das ist doch so unglaublich und faszinierend, dass einem der Mund offenstehen bleibt.
Wann hat Sie diese Botschaft, diese Hoffnung und Verheißung das letzte Mal zum Jubeln gebracht? – In meiner Jugend war ich regelmäßig in einem großen Jugendgottesdienst. Dort wurde immer mal wieder dazu aufgerufen, Jesus einen großen Applaus zu geben. Teilweise fand ich das etwas befremdlich, aber vielleicht sollten wir das öfter Tun. Jubeln für Jesus. Jubeln, weil wir wissen, dass wir erlöst sind, weil wir eine Hoffnung haben, die uns erfüllt und begeistert. – So wie es vom Kerkermeister in der Apostelgeschichte berichtet wird, der durch die Verkündigung von Paulus und Silas zum Glauben gekommen war. Dort heißt es dann: Die ganze Hausgemeinschaft jubelte, dass sie zum Glauben an Gott gefunden hatten. (Apg 16,34)
Die Propheten kündigten das Leiden Christi und auch die darauffolgende Herrlichkeit an. Ein Teil der Verheißungen hat sich in Jesus Christus erfüllt. Christus hat gelitten. Er ist gestorben, aber er hat den Tod überwunden. Er ist auferstanden und in den Himmel aufgefahren. Das ist der eine Teil.
Der andere Teil, der noch aussteht, beschreibt beispielsweise Jesaja in Kapitel 35. Er verheißt, wie die ganze Schöpfung jubelt und jauchzt und dann prophezeit er:
Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein. Freude und Wonne werden sie ergreifen und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.
Jesaja 35, 10
Am Ende, ganz am Ende, wenn Jesus Christus wiederkommt, steht ein riesengroßes Freudenfest. Auch das haben die Propheten bereits verheißen und darauf können wir uns jetzt schon freuen!
Bis dahin ist und bleibt die Freude aus dem Glauben aber oftmals noch eine Freude gegen alles Augenscheinliche. Es ist eine:
3. Trotzdem-Freude
Es ist auffällig, dass an beiden Stellen im Petrusbrief, an denen Petrus von der Freude schreibt, dies im direkten Zusammenhang mit dem Leiden steht. So kommt auch in unserem Textabschnitt nach dem Jubel über die Rettungsbotschaft das Aber:
Aber es ist trotzdem nötig, dass ihr jetzt noch eine kurze Zeit leidet.
1. Petrus 1, 6b
Petrus sieht die Situation der Gemeinden, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt und bedrängt sind, und er geht nicht darüber hinweg, sondern darauf ein. Er hat ein seelsorgerliches Anliegen. Sein Ziel ist es, seinen Glaubensgeschwistern die Freude groß und die Leiden klein zu machen – das heißt aber nicht, dass er sie klein redet. Er möchte aber denen, die im Leiden stecken und nur noch die übergroßen Anfechtungen sehen, den Blick wieder weiten. Er möchte alle Leiden und alles Leiden ins richtige Verhältnis setzen.
Die auf den Herrn sehen, werden strahlen vor Freude.
Psalm 34, 6a
Das ist es. Das ist die Blickrichtung der Freude. Einer Freude, die unabhängig ist von allen äußeren und zeitlichen Umständen.
Und deshalb ist genau das, das Ziel der Seelsorge von Petrus. Er will den Blick seiner angefochtenen Glaubensgeschwister über ihre Leiden hinaus auf Christus und sein Rettungshandeln lenken.
Deshalb macht er die Freude so groß und verweist das Leiden in seine Schranken. Es ist auf eine kurze Zeit beschränkt, schreibt er. Irdisch gerechnet können das Wochen, Monate, Jahre oder sogar Jahrzehnte sein, aber aus der Perspektive der Ewigkeit ist es nur eine kleine Zeit.
Rein stilistisch fällt auf, dass die Freude das Leiden umklammert. Bevor Petrus auf das Leiden der Gemeinden eingeht, macht er den Grund der Freude und die Freude groß und am Ende kommt er wieder vom Leid auf die Freude zurück. Freude zaubert das Leiden und die Not nicht weg, aber sie ist größer als alles andere. Sie steht über dem Leiden. Sie begrenzt es.
Neben der Verhältnissetzung deutet Petrus das Leiden als notwendige und damit auch implizit als von Gott zumindest tolerierte Glaubensprüfung. Durch das Leiden soll sich zeigen, ob der Glaube echt ist. Indem er dem Leiden einen Sinn gibt, macht er es erträglicher. Aber ist diese Interpretation nicht zynisch? Kann man Verfolgung und Leid wirklich so deuten? Können wir, die wir kaum Leid aufgrund unseres Glaubens erfahren, Leid so interpretieren? Gar unseren verfolgten Glaubensgeschwistern erklären, dass ihr Glaube eben noch der Prüfung bedarf, während unserer das nicht nötig hat? Hier müssen wir, denke ich, gut hinschauen. Wichtig ist, zunächst einmal festzuhalten, dass Petrus derjenige ist, der das Leid so deutet. Und er macht das aus einer völlig anderen Position heraus als wir.
Denn er kennt das Leiden aufgrund des Glaubens sehr gut aus eigener Erfahrung. Er wurde verhaftet, angeklagt, geschlagen und ins Gefängnis geworfen. Er erlebte, wie Glaubensgeschwister aufgrund ihres Glaubens getötet wurden. Er wusste aus eigener Erfahrung, was Leiden für Christus heißt. Und trotzdem hält er an dem fest, was er von Jesus bei der Bergpredigt gelernt hatte:
Glückselig seid ihr, wenn sie euch beschimpfen, verfolgen und verleumden, weil ihr zu mir gehört. Freut euch und jubelt! Denn euer Lohn im Himmel ist groß!
Matthäus 5, 11 + 12
Gerade die, die aus weltlicher Perspektive bemitleidenswerte Opfer sind, sollen sich freuen und jubeln, denn sie erwartet ein großer himmlischer Lohn. Auch Petrus schreibt, dass durch die Glaubensprüfung Lob, Herrlichkeit und Ehre bei der Wiederkunft Christi auf die Glaubensgeschwister warten. Das hat er vom Herrn persönlich gelernt. Dieses Versprechen, dieser noch ausstehende Lohn weckt Vorfreude und macht es möglich, im Hier und Jetzt, in aller Bedrohung und trotz allem Leid unaussprechliche Freude zu empfinden. Diese Freude gibt die Kraft, auch gegen alles Augenscheinliche zu glauben.
Wichtig ist, dass das nicht nur die Musterchristen können. Nicht nur die Glaubensstarken können diesen Blickwechsel vollziehen, nicht nur sie können aus der Vorfreude Kraft schöpfen. Am Glauben festhalten trotz Anfechtungen und Verfolgung. Petrus schreibt zwar, dass das Leid eine Art Bewährungsprobe für den Glauben ist, aber zwei Verse zuvor hält er bereits fest, dass Gott es ist, der uns durch seine Macht bewahrt. Diese Bewahrung umfasst mehr als die Bewahrung von Leib und Leben. Sie meint auch die Bewahrung des Glaubens – der trotz, gegen und in allen Umständen an Gott festhält, weil Gott derjenige ist, der nicht loslässt. Er ist derjenige, der an uns festhält. Der, der uns den Glauben geschenkt hat. Der, der unsere Herzen für Jesus Christus geöffnet hat, der erhält uns auch im Glauben. Er macht es den ersten Christen in Kleinasien und auch uns heute möglich Christus zu lieben, obwohl wir Christus nicht gesehen haben. Er ermöglicht es uns auch dann noch zu glauben, wenn wir ihn im Jetzt, in der Situation und im Leid nicht sehen können.
Die ersten Christen mussten aufgrund ihres Glaubens leiden. Das ist uns hier im Moment – Gott sei Dank – nicht auferlegt. Und doch gibt es auch bei uns Dinge, die uns nach unten ziehen. Die unsere Freude trüben: Die Coronakrise, der Ukrainekrieg, der unser Sicherheitsgefühl und auch unser Fortschrittsdenken ins Wanken bringt und wirtschaftliche und damit verbunden soziale Folgen nach sich zieht, die wir im Moment nur erahnen können. Neben diesen großen, globalen Krisen trägt jeder von uns noch persönliche Dinge mit sich herum – Probleme, Krisen und Anfechtungen, die uns unabhängig von den weltweiten Entwicklungen und zusätzlich zu diesen umtreiben: eine Krankheitsdiagnose, eine kaputte Beziehung, Familienstreit, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, Sorgen um die Kinder oder Enkel – und noch vieles andere belastet uns und stellt auch unseren Glauben auf die Probe.
In der Psychologie taucht im Zusammenhang mit Krisen häufig das Stichwort „Resilienz“ auf. Der Begriff „Resilienz“ geht auf ein lateinisches Wort zurück, das „zurückspringen“ bedeutet. Ursprünglich kommt er aus der Biologie. Dort bezeichnet Resilienz die Spannkraft einer Pflanze, die sich beispielsweise unter einer Schneelast oder einem Starkregen biegt und danach wieder aufrichtet. In der Psychologie wird mit Resilienz die psychische Widerstandskraft bezeichnet. Welche Ressourcen habe ich? Was kann ich anzapfen, um mit besonderen Herausforderungen umzugehen? Werfen sie mich aus der Bahn oder habe ich einen guten Stand, weil ich auf ein festes Fundament gebaut habe? Wie komme ich, wie kommen wir durch Krisen? Interessanterweise gibt es verschiedene Studien, die einen Zusammenhang zwischen Resilienz und Freude herstellen. Beispielsweise sind Kinder, die in den ersten drei Lebensjahren viel lachen, später in Krisensituationen resilienter, das heißt, sie können besser damit umgehen und kommen, etwas salopp gesagt, besser durch die Krise.
Unser Resilienzkonzept ist: Die Freude am Herrn – das ist unsere Stärke! Die Freude an unserem Herrn Jesus Christus hat Kraft. Und die Freude an unserem Herrn Jesus Christus gibt Kraft.
Wenn wir unsere Freude an Jesus festmachen, an seinem Rettungshandeln an uns, dann sind wir unabhängig von äußeren Umständen und krisensicher unterwegs. Dann sind wir stark und gut gewappnet für alle Herausforderungen und Krisen. Diese sind immer beschränkt, irdisch und damit vergänglich. Unsere Freude dagegen kommt von Gott, sie ist ewig und unvergänglich. Wie gut ist es, wenn wir Menschen, Glaubensgeschwister in unserem Umfeld haben, die uns immer wieder helfen, unseren Blick neu zu weiten und auf Jesus Christus zu fokussieren. Das ist die wichtigste Aufgabe von Seelsorge. Und das ist eine Art von Seelsorge, die nicht nur „ausgebildete Profis“ ausüben können – das ist die Aufgabe von jedem von uns. Jesus groß machen, dann wird das Leid und das Leiden kleiner und die Freude, die in ihm gründet, immer größer.
Und diese Freude will hinaus, die muss hinaus – doch Vorsicht, dabei besteht Ansteckungsgefahr. Und damit komme ich zur vierten und letzten Eigenschaft:
4. Ansteckende Freude
„Freude steckt an, Freude tut gut, Freude an Gott gibt jeden Tag neuen Mut.“ – Viele von Ihnen kennen sicher dieses Kinderlied von Annegret Sarembe.
Was wäre, wenn wir unsere Freude ausleben? Wenn wir wirklich jubeln für Jesus? Wenn Freude das Kennzeichen für uns Christen wird – für unsere Gemeinden und Gottesdienste?
Letzte Woche war ich auf einer Tagung, bei der es um die Zukunft der Kirche ging. Dabei wurde immer wieder gesagt, unsere kirchlichen Veranstaltungen müssten „Spaß“ machen. Die Leute müssten „Spaß“ im Gottesdienst haben. Ich habe nichts gegen Spaß, aber das wird die Leute nicht in unsere Kirchen und auch nicht zu einem Glauben an Jesus Christus bringen, davon bin ich überzeugt. Denn Spaß ist nur ein kurzandauerndes Hochgefühl. Was wir weitergeben, vermitteln, ausstrahlen und leben müssen ist Freude – die Freude an, in und über unseren Herrn Jesus Christus. Die Freude, die unabhängig ist von allen Umständen und krisensicher macht. Die Freude über unsere Errettung durch Jesus Christus, die uns heute schon mit Hoffnung erfüllt. Ich wünsche mir Gemeinden, ja eine Kirche, die zuerst genau das ausstrahlt: unaussprechliche Freude! Die dadurch einladend, werbend und attraktiv wird. Die so auf den Grund und Geber aller Freude hinweist und zu diesem einlädt.
Leider werden wir als Christen viel zu wenig als Freudenboten gehört und wahrgenommen und das, obwohl wir die Freudenbotschaft schlechthin haben und verkündigen sollen: Jesus lebt. Mit ihm auch ich. Weil ich mit Jesus Christus gestorben und auferweckt bin, lebe ich schon jetzt mit einer anderen Perspektive und einer begründeten Hoffnung und in Ewigkeit mit ihm und bei ihm.
Diese gute Nachricht, diese Freudenbotschaft braucht unsere Gesellschaft und unsere Welt im Krisenmodus so dringend. Deshalb wünsche ich mir, hoffe und bete, dass von diesem Tag heute unaussprechliche Freude ausgeht. Dass wir alle und alle anderen Besucher der Christustage in unserem Ländle und darüber hinaus, Freude mit nach Hause nehmen – in unsere Familien, an unsere Arbeitsplätze und Wirkungsstätten und in unsere Gemeinden.
Lasst uns Jesus Christus groß machen und verkündigen: Mit Freude. Amen.
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Die Predigt bzw. Bibelarbeit wurde am Christustag 2022 (16. Juni) in Ulm gehalten.
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